Ein Unternehmen kann auf dem Papier profitabel sein und trotzdem in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Das klingt paradox, passiert aber häufiger als man denkt. Der Grund liegt in der Differenz zwischen Gewinn und verfügbarem Geld.
Gewinn entsteht, wenn Einnahmen größer sind als Ausgaben – aber nicht unbedingt zum gleichen Zeitpunkt. Wer eine Rechnung schreibt, verbucht den Umsatz sofort. Bezahlt wird aber vielleicht erst 30, 60 oder 90 Tage später. In der Zwischenzeit müssen Gehälter gezahlt, Lieferanten bedient und Mieten überwiesen werden.
Was viele übersehen
Viele Unternehmer schauen nur auf ihre Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Die zeigt aber nicht, wie viel Geld tatsächlich auf dem Konto ist. Eine Liquiditätsplanung hingegen schon. Sie berücksichtigt, wann Geld reinkommt und wann es rausgeht.
Unternehmen mit langen Zahlungszielen brauchen oft mehr Liquiditätsreserven als solche, die sofort kassieren – selbst wenn beide gleich viel Umsatz machen.
Ein klassisches Beispiel: Ein Handwerksbetrieb nimmt einen großen Auftrag an. Material wird eingekauft, Mitarbeiter arbeiten mehrere Wochen. Die Rechnung geht raus – aber der Kunde zahlt erst nach zwei Monaten. In dieser Zeit müssen trotzdem Löhne und Sozialabgaben überwiesen werden. Wenn das Polster fehlt, wird es eng.
Was hilft in der Praxis
Eine einfache Liquiditätsplanung zeigt, wie sich der Kontostand über die nächsten Wochen und Monate entwickelt. Sie muss nicht kompliziert sein. Eine Tabelle mit erwarteten Einnahmen und Ausgaben reicht oft schon. Wichtig ist, dass sie regelmäßig aktualisiert wird.
Manche Unternehmen arbeiten zusätzlich mit Liquiditätspuffern – also einem festen Betrag, der immer auf dem Konto bleiben soll. Andere verhandeln kürzere Zahlungsziele mit ihren Kunden oder nutzen Factoring, um schneller an ihr Geld zu kommen.
Es geht nicht darum, für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Aber wer seine Liquidität im Blick hat, kann rechtzeitig gegensteuern, bevor es kritisch wird.